Advent: Das Gegenteil von wach sein ist sich betäuben

3. Dezember 2023 Aus Von Pfarrer Tom

Der Advent ist da! Beginnen wir mit den Basics:

Im Advent bereiten wir uns auf das dreifache Kommen Christi vor:

  1. Das erste Kommen vor 2.000 Jahren. Die Geburt des Christuskindes, die wir am 25. Dezember feiern, auch wenn niemand weiß, wann Jesus Christus genau geboren wurde. Dieser Termin wurde festgesetzt: Dort, wo die Nacht am Dunkelsten ist, wird uns von Gott in seinem Sohn ein Licht geschenkt.
  2. Sein Wiederkommen in Herrlichkeit am Ende der Zeiten.
  3. Für diesen Adventeinstieg wesentlich: Das Ankommenwollen Jesus Christi in Deinem Leben. Die Begegnung mit dem Auferstandenen wie sie schon unzähligen Menschen geschenkt worden ist. Darauf will uns der Advent vorbereiten.

Doch wir betäuben uns um der Begegnung zu entgehen

Seien es die Christkindlmärkte mit ihrem Glühwein und ihrem Punsch, seien es die Shoppingcenter und die Online-Anbieter, die uns zu einem Kaufrausch verleiten wollen. Aber es gibt doch eine fromme Form von Betäubung, die der wesentlichen Frage ausweicht: Will ich denn Gott in mein Leben lassen? Will ich IHM begegnen.

Es ist dieses Ausweichen wollen und letztendlich doch nicht ausweichen können, das mich beschäftigt. Denn ich glaube, im Wohnen unseres Herzens wissen wir, dass wir Gott begegnen werden.

Wir glauben an die Begegnung mit Christus in unserem Tod. Eine Gerichtsvorstellung, also dass das letzte Gericht schon vorweggenommen wird, dass wir Jesus Christus bereits nach unserem Tod zum ersten Mal gegenübertreten.

Und dass wir dort schon den Lohn für unsere Sünden oder unsere guten Taten empfangen werden.

Mit dieser Perspektive durchs Leben zu gehen, oder zumindest die letzten Lebensjahre zu verbringen, scheint mir sehr sinnvoll. Wie kann ich mich vorbereiten auf diese Begegnung mit Jesus Christus?

Und dann ist es gut, wenn man ihm schon im Leben begegnet ist. Und das kann auf vielerlei Weisen geschehen. Das geschieht eben auch immer dort, wo wir uns den Armen zuwenden und ihnen helfen.

Es gibt die Alternative der Begegnung in der Heiligen Schrift, darum ist das Lesen der Bibel so wichtig, weil es früher oder später, glaube ich, bei jedem Menschen zu dem Punkt kommt, wo er sich persönlich angesprochen fühlt. Wo er plötzlich in einer Lebenssituation steht und hat die Bibel an einer bestimmten Stelle aufgeschlagen hat – und er fragt sich: “Das gibt es doch nicht, das passt jetzt ganz genau zu mir”.

Auch wenn es viele Möglichkeiten der Erfahrung gibt, soll es nicht zu einer Erfahrungssucht werden. Am meisten gefällt es Gott und so hat es heute auch in der Lesung geheissen, wenn wir die Wege der Gerechtigkeit gehen.

Du kamst dem entgegen, der freudig Gerechtigkeit übt,
denen, die auf deinen Wegen an dich denken.

Jes 64,4 Einheitsübersetzung 2016

Warum wir der Begegnung ausweichen?

Auf der Oberfläche sieht es so aus, als wären wir einfach skeptisch: Ist das überhaupt möglich? Wie soll das sein? Warum sollte Gott gerade mir begegnen wollen? Dabei verschließen wir uns. Dieser Skepsis kann aber ein anderes Motiv zugrunde liegen. Im Innersten weiß ich: Es wird so sein, es wird zu dieser Begegnung kommen. Und davor fürchte ich mich (nur wenig?). Und zwar nicht deswegen, weil ich mit einem Strafgericht bei der Begegnung rechnen muss, sondern weil ich weiß – wenn ich mit der Heiligen Schrift schon länger unterwegs bin – eine solche Begegnung mit Gott verwandelt das Leben des Menschen.

Keiner bleibt unberührt von solch einer Begegnung. Und für wenige wird das Leben dadurch einfacher, meistens wird es schwieriger. Und ich verstehe auch die Angst. Das Welt ist kompliziert. Unsere Lebenssituation ist nicht einfach. Und wir wollen sie nicht noch komplizierter machen. Aber wie viel entgeht uns? Denn die Menschen, die sich verwandeln lassen, werden ja nicht gezwungen, sondern die Begegnung mit der lebendigen Gott schafft, eine völlig neue Art und Weise, das Leben zu sehen und zu leben.

Niemand wird als Mutter Teresa geboren. Nicht einmal Mutter Teresa wurde als Mutter Teresa geboren. Mutter Teresa wurde auch nicht zu Mutter Teresa, als sie nach Indien gekommen ist. Mutter Teresa wurde erst zu Mutter Teresa, nachdem sie dem Gekreuzigten begegnet ist. Nachdem diese Erfahrung und dieser Auftrag, den sie von ihm bekommen hat, ihr ganzes Leben erfüllt hat. Ich glaube, wir alle bewundern Mutter Teresa, aber wenige wollen sein wie sie. Und wir haben gestern auch angefangen wieder mit der Erstkommunionvorbereitung. Wir haben die Berufung der ersten Jünger durchgenommen. Und auch da wird schon deutlich, die Begegnung mit Jesus Christus erschüttert das bisherige Leben. Man kann darüber diskutieren, ob es verantwortungsvoll ist, dass Jesus da diese jungen Männer, die Familie haben, von ihrer Familie wegholen. Aber auf jeden Fall ist ganz klar, dass die Begegnung mit dem lebendigen Gott lässt nicht unbewegt. Es kommt etwas in Bewegung.

Ich wünsche euch in diesem Sinne, dass es euch gelingt, euch im Advent aufzumachen und voll Vertrauen Gott einen Platz in eurem Leben anzubieten. Ohne von ihm zu verlangen, dass er es an diesem Tag, zu dieser Stunde auch tun muss, geben wegen ihm die Freiheit, ihm der Unruh so viel Freiheit gibt.